Donnerstag, 3. November 2011

Ein Hoch auf die Pseudo-Inovation: Fischfilet in Wirsing und Strudelblatt, gebackene Kürbisspalten und Chilli-Vanille-Soße

Manchmal langweile ich mich selbst. Also nicht das mir langweilig wäre oder ich mich als Person langweilig finde, nein. Ich finde die Art wie ich koche langweilig. Immerzu dümple ich in der Sicherheit von bekannten Gewürzen, Gemüsen und Zubereitungsarten herum - besonders wenn ich für mich alleine koche kommen meist extrem ähnliche "Pfannenkreationen" dabei heraus. Was nicht schlimm ist. Schmeckt ja. Aber den Geschmackshorizont erweitert man so natürlich nicht. Dass ich für mich alleine keinen 3-fach gewickelten Krustenbraten mit Portwein-Schokoreduktion und handgeschabten Haselnussspätzle mache ist klar - lohnt nicht und abgesehen davon würde ich jämmerlich zugrunde gehen - Nussallergie ;)

Dienstag habe ich zum ersten Mal "Julie und Julia" gesehen. Damals im Kino hätte ich ihn mir alleine angucken müssen da niemand mit wollte - doof. Um 20.15 habe ich ihn verpasst - Einweihungsfeier. Aber da ich momentan sowieso kaum schlafen kann habe ich mir dann Nachts die Wiederholung angesehen und war begeistert. Und zwar nicht wegen Meryl Streep, die ich sowieso aufs Höchste verehre, sondern von der Figur der Julie Powell. Da hat diese Frau in nur einem Jahr wirklich 524 Rezepte in einer winzigen Küche nachgekocht - und meist maximal für 2 Leute. Ich finde das großartig. Wobei mir wahrscheinlich der Hummer Thermidor deutlich schwerer gefallen wäre als das Ausbeinen der Ente. Als der Film zu ende war war ich angefixt und HÄTTE ich Rindfleisch und Rotwein zuhause gehabt hätte ich mich wahrscheinlich um 3 Uhr Nachts noch in die Küche gestellt um Boeuf Bourguignon zu kochen. Hatte ich natürlich nicht da aber was blieb war der Vorsatz für mich in Zukunft ab und an, so 1-2x die Woche, ein bisschen "anders" zu kochen. Weniger "Hauptsache schnell und warm" und etwas mehr "auch für mich alleine kann ich mal etwas Zeit investieren". Für andere koche ich sowieso viel seltener als für mich und vielleicht wird so auch mal die berühmte Nachkochliste kleiner? Aber darum geht es primär gar nicht.

Gestern Abend habe ich mich dann also in die Küche gestellt und ein paar Restzutaten der Einweihungsfeier verarbeitet: Wirsing, Strudelteig, Fischfilet, Kürbis, Chilli und Vanille. Fisch im Strudelteig stand schon lange auf meiner Liste, das drum herum war improvisiert:


Zutaten - 2 Portionen:

300g Fischfilet (ein weißfleischiges nach Wahl/Verfügbarkeit)
2 große Blätter Wirsing
2EL Senf
2 Strudelblätter
1TL Butter, flüssig

1 halber Hokkaido
1-2 EL Olivenöl
Salz, Pfeffer + evtl. noch Paprikapulver und Kräuter nach Gusto

1 Chillischote, rot
1 TL Puderzucker
1/2 Vanilleschote
etwas Weißwein (ca. 80-100ml)
100ml Sahne oder Milch

Zubereitung:

Ofen auf 180° vorheizen. Hokkaido in Spalten schneiden und mit Öl und Gewürzen in einen Gefrierbeutel geben und durchmischen. Anschließend auf ein mit Backpapier ausgelegtem Blech 20-25 Minuten im Ofen backen, je nach Dicke der Spalten.

Für den Strudelfisch die mittleren Rispen der Wirsingblätter heraus schneiden und in leicht gesalzenem Wasser 1-2 Minuten blanchieren. Damit sie gut an den Filets kleben, werden die Blätter vor dem Einrollen des Fischs mit dem Senf eingestrichen. Anschließend das Filet mit Pfeffer und Salz würzen auf die Kohlblätter legen und einrollen. Die Strudelteigscheibe mit flüssiger Butter bestreichen, das Fischpäckchen auf die Strudelteigscheibe legen und in diese einrollen. Die überstehenden Teigteile links und rechts umklappen und leicht andrücken.

Die Päckchen bei 180° im vorgeheizten Backofen für ca. 12-15 Minuten garen, je nach der Dicke der Päckchen und Leistung des Backofens, ich habe meine nach 18 Minuten raus, da war der Teig leider noch nicht so knusprig wie ich ihn gern gehabt hätte aber ich wollte den Fisch auch nicht nochmal töten. (Wenn das Zeitmanagement passt kann man Fisch und Kürbis zusammen aus dem Ofen holen, was ich immer praktisch finde.)

Während der Fisch strudelt und der Kürbis backt die Chillischote klein schneiden, Vanilleschote auskratzen und Chilli, Mark und Schote zusammen mit dem Puderzucker in einen kleinen Topf packen, Puderzucker schmelzen lassen und dann recht zügig mit dem Wein ablöschen, kurz einreduzieren lassen und die Sahne, bzw. Milch dazu. Abschmecken, Vanilleschote rausfischen, mit dem Pürierstab aufmixen (bei so einer kleinen Menge tut es bei mir auch der Milchaufschäumer) und alles zusammen servieren.

Yoa, geht doch. Und dauert eigentlich auch nicht viel länger als 2-3 Gemüsesorten klein schnippeln, anbraten und dazu ein Ei pochieren.


(Heute gabs trotzdem "nur" Senf-Lauch-Gemüse mit Spiegelei....tralalalalaaaaaa)

2 Kommentare:

  1. Das war ganz spassig:
    Während des Films outeten sich immer mehr bei Facebook, dass sie ihn auch gerade sehen und am Ende wurde beschlossen, gemeinsam dieses Wochenende das Burgunderfleisch zu kochen. Gemeinsam virtuell natürlich.

    Es duftet hier schon sehr verführerisch! :)

    LG
    Heike

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  2. Ich hab ihn mit langer Verspätung vor ein paar Wochen auch gesehen - viel lustiger fand ich aber die Reaktionen von Nicht-Bloggern, die mich letzte Woche des öfteren mit Fragen à la "Sitzt du auch manchmal auf deinem Küchenboden und wirfst mich Sachen um dich?" überfielen. :D

    Dass alleine nicht immer so aufwändig gekocht wird, kommt mir übrigens sehr bekannt vor - wobei ich das Rezept für das Senf-Lauch-Gemüse echt auch sehr gerne lesen würde!
    Aber was ja noch viel toller ist: Dank dir wird jetzt mein eingestaubter Milchaufschäumer reaktiviert! Auf die Idee bin ich ja nie gekommen, den mal für meine Minisoßenmengen zum Aufschäumen in Erwägung zu ziehen... Dankeschön also! ;)

    Und Fisch im Strudelteig klingt auch super... Ach ja, die liebe Nachkochliste... Aber wem erzähl ich das? :)

    Liebe Grüße,
    Ina

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